The last tourist
CORONA DIARY ZANZIBAR (4)
Ein Gang durch die plötzlichen leeren Altstadtgassen von Stone Town. Die beginnende Regenzeit vergrößert die Tristesse.
Am 18. März hatte die Insel ihren Tag X: Zwei deutsche Urlauber haben das Virus eingeschleppt, testen positiv. Spätestens jetzt dämmert es Regierung, Reiseveranstaltern und Hoteliers, die den Tourismus gemeinsam in den letzten fünf Jahren zum Boomen gebracht haben, dass die goldenen Zeiten in Frage stehen. Dass gehandelt werden muss. Immer hatte man befürchtet, dass ein islamistischer Terroranschlag den Urlauberaufschwung stoppen könne – jetzt ist es eine aus China und Europa importierte Krankheit. Ein völlig neues Szenario.
Die neue Maxime: Stay home! Bleibt weg! Wenn nicht von alleine, dann mit Zwang. Tourismusminister Mahmoud Kombo erließ einen Einreisestopp für Italiener bereits am 10. März. Sie stellen die meister einer halben Million Urlauber auf Sansibar jährlich, gefolgt von Deutschen. Kurz später das Aus für alle internationalen Flüge.
Heim nach Barcelona – dort ist es noch schlimmer
Doch als ich durch die nun leere Altstadt laufe, um die Veränderungen zu sehen, stehen sie plötzlich vor mir wie eine Erscheinung: die letzten Touristen. Ein sehr nettes Pärchen aus dem schlimm geplagten Spanien. „Somos de Barcelona“, sagt mir die Frau mit dem typischen Barcelona-Lispeler. Eigentlich sind sie gut gelaunt und noch ganz fröhlich. „Wir schauen, dass wir wegkommen. Unsere Flüge wurden zigmal gestrichen“, sagen sie und posieren gegenseitig und für mich vor dem neu eröffneten Freddie Mercury Museum, das nun keine Besucher mehr hat. Der Popstar wurde als Sohn parsischer Einwanderer im kosmopolitischen Zanzibar geboren; dass er an AIDS starb und homosexuell war, verschweigt man hier lieber.Dabei wäre die Corona-Krise jetzt eigentlich DIE Gelegenheit zu lernen, dass Stigmatisiertung und Heimlichtuerei am wenigsten weiterhelfen…
The Show must go, steht auf dem Werbeplakat vor dem Museum. Aber wird sie?
Schon bald wird Zanzibar wieder unter sich sein.