Styles of Sansibar – and the Busara beat goes on!
Sansibar hat Stil – vor allem zeigt sich das während der Kulturfestivals. Das Musikfestival „Sauti za Busara“, eins der großen in Afrika, gab’s nach einem Jahr Zwangspause mit Super-Atmosphäre wieder im Februar. Das nächste Filmfestival ZIFF findet vom 8.-16. Juli 2017 statt. Eine gute Zeit und ein Grund mehr, nach Zanzibar zu reisen
Schon ein Wunder, dass sich auf der kleinen (und oft vergessenen) Insel Zanzibar im Indischen Ozean so viel Kultur tummelt. Da kommt die epochale Multikulti-Vergangenheit mit Einwanderern aus Arabien, Indien, Afrika, England und auch ein paar Deutschen zum Tragen – außerdem ist die (vormals und immer noch) sozialistische Regierung von Tansania (und Zanzibar) solchen Kulturevents wohl durchaus zugetan. Schade allerdings, dass sie von dort nicht mehr finanzielle Unterstützung erfahren; die Festivals sind immer auf Sponsoren angewiesen, obwohl etwa der US-Nachrichtensender CNN sie zu den „wichtigsten des Kontinents“ zählt. Hier meine ganz persönliche Busara-Musikfestival-Nachlese.
Busara 2017 – die heißesten Styles
Atmospäre ist alles – die Musik fast zweitrangig, wenn sich 20 000 Afro-Fans jährlich im Februar in Sansibars altem Fort zum Musikfestival „Sauti za Busara“ treffen. Sehen doch gut aus, die Leute, oder? Wie sagt Festival-Direktor Yussuf Mahmoud so treffend: „African music under African skies“, da stimmt die Mischung.
Die besten Bands
Mit Abstand meine Favoriten in 2017:
- Bob Maghrib aus Marokko, weit, weit, weit über dem Niveau von allen, nicht nur als Bob Marley-Coverband, sondern vor allem mit ihrem ur-eigenen Musikmix aus Jazz, Rock, Gnawa und Berber-Klängen. Elf Musiker aus Marokko, erst seit 2011 zusammen, basteln gerade an ihrem ersten Album. Brillant!
- Grace Barbé, eine Frau am Bass, ihre Schwester an den Drums, dazu Jamie Searle an der Lead Gitarre, das Ganze aus den Seychellen, aber inzwischen in Australien beheimatet – ein Power-Trio, jazzig, funky, cool
- Roland Tchakounté, Bluesman aus Kamerun mit französicher Begleitband, spielte Blues soft im Forodhani Park und Blues tough auf der Bühne – ein Riesenerfolg
Der größte Skandal
Ein zauberhaftes Foto, gleichzeitig der größte Skandal: Vom Amphitheater im Old Fort hatte ein internationales Publikum unterm Vollmond die beste Sicht auf Zanzibar’s derzeit grüßten Skandal, das baufällige, teilweise bereits zerfallende „House of Wonder“, das wichtigste und schönste Monument ganz Ostafrikas. Der über hundertjährige, ehemalige Sultanspalast, der in Größe und Wertigkeit durchaus dem Weißen Haus in Washington ähnelt, steht zwar unter Denkmalschutz, stürzt wegen mangelnder Pflege durch die sansibarische Regierung jedoch vor den Augen des Stadtkonservators zusammen.
Die Haupttouristenattraktion ist für Besucher aus Sicherheitsgründen seit zwei Jahren gesperrt, man kann dem Verfall zusehen, obwohl eine Restaurierungs-Spende von 7 Millionen Dollar aus dem Oman zur Verfügung steht – aber nicht genutzt wird. Streitpunkt: Der Oman will die Restaurierung der Perle selbst durchführen; die Regierung Sansibars will nur das Geld. In meinem Buch schreibe ich über diesen Skandal, der sich schon seit Jahren abzeichnet:
Wirklich traurig aber ist die Geschichte des House of Wonders, ein majestätischer,
viereckiger Sultanspalast mit drei riesigen, von weißen Steinsäulen
gehaltenen Terrassen zum Meer hin, 1883 von Sultan Bargash gebaut: das
erste Haus südlich der Sahara mit Elektrizität und einem Aufzug. Heute keuchen Touristen schwitzend zu Fuß die Freischwinger-Treppe hoch in den
zweiten und dritten Stock, denn am Aufzug steht lapidar: »Out of order«,
außer Betrieb. Kürzlich ist der gesamte hintere Teil des Palastes eingestürzt,
passenderweise auf die dort abgestellte Oldtimer-Sammlung der Sultane
und Staatsoberhäupter, die seitdem auch nicht mehr existiert. Die Ursache
soll eine jahrelang leckende Spültoilette gewesen sein, deren Reparatur
keine 200 Dollar gekostet hätte. Das ist Sansibar – und da wundern sich Außenstehende,
wenn es hier Proteste gibt und die Bewohner wütend sind, auf
die Korruption, das Verschwinden der ausländischen Spenden…