Ist billig besser?
In meinem Buch „From Sansibar with Love“ geht’s auch um die verschiedenen Spielarten des Tourismus und ihre Folgen. Lektion 1: Wer billig reisen will, ist längst nicht immer ein Segen für Urlaubsorte. Lektion 2: Armut am Urlaubsort ist kein Drama, sondern im südlichen Teil der Welt schlicht erwartbar. Was dagegen hilft: Geld ausgeben und zwar auch außerhalb der Hotels!
Auf dem Foto oben sehr Ihr ein neues Hotel mit einer etwas fragwürdigen Plastik-Wasserrutschen-Landschaft, der wir bei einer unserer privaten Sunset-Cruises mit einer alten Dhow näher kamen. Was wird überleben auf Zanzibar – das ist die Frage.
Denn noch ist das Besondere: Hier mischen sich lokale Orte mit Tourismus, es gibt Hotels von 10 bis 1000 Euro pro Nacht – und alle profitieren von der Vielfalt, Urlauber und Locals, die zum Teil ihre eigenen, kleinen Beach Hotels und Cottages direkt am Strand oder auch in der Stadt vermarkten.
Zanzibar – wie gefährdet ist das Paradies?
2018: Zanzibar boomt im Tourismus, peilt jetzt 500 000 Urlauber pro Jahr an, eine Verdoppelung der Zahlen in fünf Jahren. Die Insel ist definitiv nicht mehr im Dornröschenschlaf. Ein einheitliches, touristisches Konzept scheint jedoch zu fehlen, einige größenwahnsinnige Projekte sind in der Mache oder in Vorbereitung. Hotelprojekte, die weder der Umwelt noch dem Fassungsvemögen des Archipels, halb so groß wie Mallorca mit rund 1,4 Millionen Einwohnern, gerecht werden.
Im Oktober 2018 fand die erste „Zanzibar Tourism Show 2018“ (eine Art Tourismus-Messe) im Hotel Verde statt, dem früheren Mtoni Marine nördlich der Innenstadt. Zanzibar go green, also nachhaltiger Tourismus, war das Motto.
Go green, Zanzibar – nur ein Lippenbekenntnis?
Könnte schon sein. Zwar gab es einen tollen Workshop auf der Tourism-Show mit individuellen Projekten – von der ökologisch durchdachten Zukunftsstadt Fumba bis hin zum privaten Plastik-Recyling auf Zanzibar -, doch das alles ist längst noch nicht offizielle Politik (obwohl Zanzibar immerhin als good gesture ein Plastiktütenverbot hat). Und dann gibt’s da die Sündenfälle:
- Hotel Verde , der Austragungsort der Show, führt das Grün im Namen, doch sorgt durch seine Landgewinnung in einer einstigen Bucht nach Angaben von Anwohnern für Hochwasser an der Küste. Die kleinen Fischer mit ihren wackligen Hütten haben das Nachsehen und müssen weichen
- Plastik-Wasserrutschen im Meer – was soll das? Arabische Klientel, so wird gesagt (und AI-Touristen, würde ich sagen) liebten das… das Verde ist mit Hinblick auf diese Zielgruppe übrigens alkoholfrei
- Zukunftsgefahren: „Öl- und Gas-Exploration oder Tourismus – Zanzibar muss sich entscheiden“, sagte Tourismus-Expertin Julia Bishop und langjährige Residentin auf der Tourismus-Show: „Es geht nur eines.“ Rund um Zanzibar (vor allem nördlich) soll es Gas- und Ölreservoirs im Meer geben,. Während manche schon das große Geschäft wittern, warnen Umweltschützer vor Zerstörung der Korallenriffe – allein schon durch Probebohrungen.
- Geplante Großhotelanlagen an der Ostküste und Nordküste mit mehr als 500 Betten. Tourismus-Studien sagen seit langem, dass Massentourismus schädlicher für Destinationen und Umwelt sind als etwa Luxus-Tourismus. Womit wir wieder beim Thema wären: Ist billig besser?
Aktuelle Travel Tipps bei FSWL:
Bei unseren Travel Tipps findet Ihr immer diverse Hotels und Wohnungen, die uns besonders gefallen. Schaut einfach mal rein.
Auch für mein Buch „From Sansibar with Love“ habe ich mir die verschiedensten Hotels und Ferienvillas angesehen. Es geht los in der Altstadt, in meiner baufälligen Penthouse-Wohnung, meine Tochter ist angekommen, und wir werden bald auf Beach-Tour gehen….
Unter mir ist ein Pärchen eingezogen: Sie aus Holland, er aus Uganda,
reizende Leute, auch Ariana ist glücklich über ihre neuen Mieter, denn
vorher waren in der Wohnung sechs Freiwillige – Volunteers – aus
Deutschland. Junge Leute, Entwicklungshelfer, nicht schlecht eigentlich,
aber der Albtraum für jeden Vermieter, denn sie wollen alles noch ein
bisschen günstiger haben, immer noch eine Matratze für einen Kumpel
mehr in die Zimmer legen – und das Wörtchen Trinkgeld fürs Personal
ist ihnen auch unbekannt.
Meine kritische Tochter und ich haben auf unserer Beachtour die Zehen
in die tiefblaue Lagune von Kendwa Rocks gesteckt, im populären Rucksack-Hotel an der Nordspitze übernachtet, dort die besten Sushi der Insel probiert und Nächte durchgetanzt. Unsere Tage in Kendwa waren so
heiß, dass wir stundenlang nicht aus einer Meerlagune auftauchten, der
einzigen Stelle Sansibars, wo keine Gezeiten den Wasserstand verän-
dern.
Wir haben uns auf unserer privaten Dachterrasse mit Pool in den Matemwe Villas, Sechs-Sterne-Privatresidenzen mit Strohdach und viel Privatsphäre inmitten dichter,
grüner Küstenvegetation, von einem Butler verwöhnen lassen.
Wir verguckten uns im stylishen Z-Hotel in ein ausnahmsweise mal supermodernes Penthouse mit arabisch-britischem Interieur und bestellten die Tapete mit cocktailtrinkenden Tierchen auf schwarzem Untergrund vom House of Hackney in East-London gleich für unser Zuhause in Hamburg.
Stadt, Strand – oder beides?
Sansibar stellt Urlauber vor eine prinzipielle Frage: Stadt- oder Strandhotel?
Am besten splittet man den Urlaub und gönnt sich beides, raten Insider.
Leute, die wie ich in der Stadt leben und mal richtig ans Meer und
nicht nur an den Stadtstrand wollen, mieten sich für ein paar Tage in
einem Haus oder Hotel am Strand ein. Auch das ist typisch
für Sansibar und unterscheidet die Insel von vielen anderen Reisezielen
in Afrika: Hier gibt’s Hotels, Pensionen und Privatzimmer für jedes Budget,
hier kann man auch als Alleinreisende einfach vor Ort nach dem
Passenden suchen, vom einheimischen Rucksackhotel für zehn Euro bis
zum Luxusbungalow für High-end-Individualisten.Wer sich unter dem Urlaubsziel Sansibar allerdings eine pittoreske
Schönheit vorstellt, wird zwangsläufig enttäuscht: Dazu ist die Insel zu verwittert, zu verfallen, zu arm. Das schließt schon mal all jene aus, die eine
Postkarten-Idylle brauchen, um sich wohlzufühlen. Auch in Kenia habe
ich oft den Seufzer von Urlaubern gehört: »Wenn ich all die Armut sehe,
kann ich meinen Urlaub gar nicht richtig genießen.« In einem Zeitungs-kommentar hat mein verstorbener kenianischer Zeitungskollege Wahome
Mutahi dazu einmal folgende, etwas ketzerische Botschaft an Urlauber gerichtet:
Wenn Ihnen die Menschen an Ihrem Urlaubsziel arm erscheinen,
dann geben Sie Geld aus bei ihnen, machen Sie öfter und nicht weniger
Urlaub, verlassen Sie das Hotel, bringen Sie Devisen in Umlauf. Sich im
All-Inclusive-Nirwana zu verschanzen und auf die schönen Palmen zu starren bringt Armen noch das Wenigste….
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