Travel Tipp: Der schnellste Mann am Kili

Mein Trip an den Kilimandjaro, Afrikas höchsten Berg, war schon für das Buch eine Erleuchtung – in vielerlei Beziehung, wie Ihr unten lest. Jetzt bin ich nochmals hingeflogen – von Sansibar dauert es etwa eine Stunde – und bin mit dem wunderbaren, schnellsten Kili-Mann der Welt, Simon Mtuy, um den Berg herum gelaufen. Seine ganz spezielle Philosophie erläutert er hier.

 

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Sechs Tage brauchen normale Gipfelstürmer auf den Kili, man geht in Etappen, schläft nachts in Hütten. Die so genannte „Coca-Cola“-Route gilt als die einfachste. Doch selbst manch durchtrainierter Urlauber gibt auf: Die Höhenluft macht den meisten zu schaffen. Simon Mtuy (Fotos oben) dagegen, geboren und aufgewachsen am Berg ist Guiness-Weltrekordhalter über den schnellsten Auf- und Abstieg in exakt 8 Stunden, 22 Minuten. Um so schnell zu sein, musste er natürlich auf den Berg laufen, und nicht gehen. Der 41-jährige Tansanier, verheiratet mit einer New Yorkerin und Vater von zwei Kids, ist Marathoncrack, Umweltschützer und Extremsportler in einem.

Simon wird mich diesmal um den Berg herum führen – aufsteigen will ich nicht. Das hat schon gerade ein anderer für mich versucht, Adrian Pickshaus, der neue, junge Chefredakteur des LUFTHANSA-Magazins – der darüber auch in einem der kommenaden Bordmagazine berichtet. Also beim Lufthansa-Fliegen unbedingt mal reinschauen!

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Simons Philosophie ist simpel, aber weitreichend: „Wir sollten den Berg nicht nur erobern wollen, sondern ihm etwas zurück geben.“ In meinem Buch From Sansibar with Love schreibe ich dazu:

Um die 50 000 touristische Kletterer,
unterstützt von 180 000 Trägern und Führern, kraxeln pro Jahr in
dünner Luft auf sieben Routen den Berg hoch. 600 Leute zeitgleich am
Hang, das ist mehr Bergzirkus als Naturerlebnis. »An manchen Tagen
sieht’s hier aus wie auf einer Pilgerreise«, sagt Simon Mtuy, der den Höhenrausch gerne ein bisschen runterkühlen würde. Athletisch, spindeldürr, ein markantes Gesicht mit herausstehenden Wangenknochen und eingefallenen
Augen – so habe ich den Marathonmann kennengelernt.

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Der Kili ist immer da, wenn auch sehr selten in ganzer Pracht sichtbar.
In den frühen Morgenstunden reißt der zarte Wolkenring um das
Kratermassiv noch am ehesten auf. mit 5895 Metern Höhe ist es der höchste Berg Afrikas und der höchste freistehende der ganzen Welt .

Wie ein Irrtum der Natur ragt der Koloss mit seinem weißen Flachdach azs der Savanne. Giraffen unten, Schnee oben, das gibt es nur hier.

Doch die Präsenz des »weißen Dachs von Afrika« scheint gefährdet: Klimaforscher warnen, dass der Schnee auf
dem Spitzenplateau in 20 Jahren ganz verschwunden sein könnte.

„Das weiße Dach Afrikas bleibt uns bis mindestens 2040 erhalten“

Im Interview beseitigt Bergkenner Simon Mtuy die wichtigsten Kili-Irrtümer.

Wird der der Schnee auf dem Kili schmelzen?

Simon Mtuy: „Zusammen mit Klimaforschern aus Innsbruck und Massachusetts unterhalten wir eine Wetterstation auf dem Gipfel. Das Forschungsprojekt, das Wetterumbrüche seit 1880 dokumentiert, begann vor 15 Jahren, im Jahre 2000. Zudem mache ich jeden Tag ein Foto vom Gipfel von unten – unser Foto oben zeigt den Berg Mitte Januar, in seiner ganzen weißen Pracht. Es hat viel geregnet, also gibt’s oben auch viel Eis.“

Was sagen die neuesten Forschungen?

Vorläufiges Ergebnis: Ja, die Gletscher auf dem Kili, die übrigens vertikal sind, verändert sich, aber Voraussagen, das Eis werde bis 2020 geschmolzen sein, sind wahrscheinlich falsch. Wir geben dem Berg noch mindestens bis 2040 eine weiße Haube – und auch das sind nur Prognosen.

Ist der Klimawandel schuld?

Ja und nein: Wir haben heraus gefunden, dass Strömungen und Wassertemperatur im Indischen Ozean den Gipfel beeinflussen, und die sind Folgen des Klimawandels. Der zweite Faktor ist die Zunahme trockener Luft über Ostafrika, das hat den Niederschlag am Klimandjaro seit dem 19. Jahrhundert kontinuierlich verringert. Der Nordgletscher war 2000 noch 40 Meter dick, 2014 nur noch acht Meter.

Was ist Deine Berg-Philosophie?

Wir wandern immer an der Regenwaldkante, also auf ca 2000 Metern Höhe, um den Berg herum, stürmen nicht hinauf. Dabei lernen wird die Chagga kennen, die Menschen, die hier leben, sehen Wasserfälle, Schmetterlinge, Bananenplantagen, Kaffeefarmen, Wildblumen und Urwaldriesen. Links der Wald, rechts die afrikanischen Dörfer – in einer Woche haben wir den Berg umrundet. Wir sehen AFRIKA – und nicht nur hypnotisiert auf die Bergspitze.

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  • REISETIPP: Touren mit Simon rund um den Kili
  • Eine geführte Trekking-Tour mit Übernachtungen dauert zum Beispiel 7 Nächte. Simon Mtuys Touragentur „Nomadic Experience“ stellt alles – von Zelten bis Träger (siehe Foto oben). Was ihr mitbringt, ist gutes Schuhwerk und Durchhaltevermögen
  • Nomadic Experience bietet Trekking-Touren, Fahrradtouren durch Tansania vom Berg zur Küste, Marathonevents und vieles mehr
  • Buchungsinfos und Preisbeispiele findet Ihr hier
  • www.nomadicexperience.com
  • MY RATING – A walk like no other, a man like no other, an experience like no other. Just do it!

Und zum Abschluss noch ein Bild von Simon Mtuy und seiner Familie: Ehefrau Tara aus New York mit den beiden Jungs Aidan und Chari – eine Liebe am Kili. Darunter Simon mit zwei Schulmädchen am Kili, auf dem täglichen Weg zur Schule.

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