Coronavirus – ist Sansibar schon wieder urlaubsreif?
CORONA DIARY ZANZIBAR (8. und vorerst letzter Teil)
Seltsame Zeiten: Während ich im Mitte Juni nach sechs Monaten auf Sansibar, davon drei Monate davon unter einer Art „Lockdown“ bei geschlossenem Flughafen, endlich den ersten möglichen Rückflug mit Qatar Airways ergattern und nach Hamburg zurück kehren konnte, wirbt Tanzania bereits um die Rückkehr von Touristen. Viele Hotels haben seit Anfang Juli wieder eröffnet, es gibt die ersten Flüge, zum Beispiel ab 1. August mit Turkish Airlines aus vielen deutschen Städten.
Doch werden die Urlauber zurück kommen? Ist jetzt schon die richtige Zeit für Zanzibar?
Ich würde sagen, dass die Insel und eine Safari recht sicher sind, aber es gibt ein paar Einschränkungen: der Fernflug, Intrasparenz bei Infektionszahlen in Tansania und die vorgeschriebene Quarantäne bei uns nach Rückkehr (Stand: 15.7.2020) – inzwischen kann ein Test schon kostenlos am Flughafen durchgeführt werden – sind die wesentlichen.
Bitte beachtet, dass meine Schilderungen eine Momentaufnahme sind. Zahlen und Bestimmungen können sich jederzeit ändern.
Hier ein aktueller Artikel von mir, erschienen in WESTDEUTSCHE ZEITUNG, der einen guten Überblick über die Lage in Afrika gibt, wie sie derzeit ist.
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Gestrandet auf Zanzibar
Warum bist Du geblieben….fragte mich eine Freundin. Die Antwort ist einfach: Als ich weg wollte, gab es keine Flüge mehr.
Der erste Corona-Fall auf Sansibar wurde am 18. März festgestellt – ausgerechnet ein Urlauberpärchen aus Deutschland hatte das Virus auf die Insel eingeschleppt. Als dann Ende März vier Maschinen mit deutschen Urlaubern ausgeflogen wurden – die berühmte Luftbrücke von Außenminister Maas – stand ich noch am Flughafen, um als Journalistin zu berichten. Was ich nicht ahnte: Kurz später war der Flughafen ganz dicht. In der Folge wurde ich zigmal umgebucht, zuletzt hatte ich Tickets von drei Airlines in der Tasche.
Aber wie war’s auf Sansibar?
Anfangs war ich beunruhigt, vor allem wegen der fehlenden medizinischen Infrakstruktur: Ob und wie viele Intensivbetten es überhaupt auf der Inselstaat mit 1,4 Millionen Einwohner gibt, weiß kein Mensch. Vieles wird verschwiegen, fragende oder gar kritische Journalisten leben gefährlich. In Tanzania sind Kollegen inhaftiert, nur weil sie die falschen Fragen stellen.
Touristen weg: Die Insel atmete auf!
Ein gutes Zeichen andererseits: Hyiene- und Schutzmaßnahmen liefen überraschend schnell an. In jedem Dorfkiosk stand ein Desinfektionsmittel – mehr als ich jetzt in Hamburger Supermärkten und Geschäften sehe! Obwohl viele Menschen auf viel engerem Raum leben als wir in Deutschland, kannte ich einige Familien, die sich einfach völlig zurück zogen, kaum noch vor die Tür gingen. Restaurants, Hotels etc wurden alle geschlossen.
Und ich fand mich wie rund 1000- 2000 geschätzte Expats – Ausländer, die auf Zanzibar arbeiten und leben – mit dem „Festsitzen“ ab, freundete mich schließlich sogar damit an.
Das Venedig-Syndrom
Denn: Lange schon war die Insel – wie etwa Venedig – nicht mehr so friedlich, schön und ruhig wie nach dem Abflug der letzten Urlauber. Erst deren Abwesenheit machte deutlich, wie viele negative Folgen der Massentourismus bereits mit sich gebracht hat: Gefährdung der Korallenriffe, Plastikabfälle, erhöhter Wasserverbrauch, Touristengruppen, die von Souvenirverkäufern belagert die historische Altstadt verstopfen. Andererseits: Zanzibar lebt vom Tourimus, der in den letzten fünf Jahren um unglaubliche 100 Prozent gestiegen ist. Viele Experten sagen jetzt: Corona ist die Chance zu diversifzieren, also auch andere Businesse auf Sansibar anzusiedeln und im Tourismus einen nachhaltigen Weg zu gehen.
Unter Corona gehörten die Strände wieder den Einheimischen. Bei langen Spaziergängen am Strand atmete auch ich auf: An frischer Luft und draußen, so haben Eperten inzwischen festgestellt, ist das Übertragungsrisiko weitaus geringer.
Corona? Alles vorbei, sagt die Regierung
Nachdem ich mich also darauf eingestellt und eingelassen hatte, mit entsprechender Vorsicht – Maske tragen, zuhause bleiben, Home Office – eine Weile auszuharren, entpuppte mein Gestrandetsein sich schnell auch als journalistischer Vorteil. So konnte ich vor Ort und aus erster Hand die gesamte Achterbahnfahrt der örtlichen Behörden in Bezug auf die Corona-Abwehr miterleben – und mit gehöriger Vorsicht auch darüber berichten.
Hier die aktuelle Ausgabe der Lokalzeitung, die ich seit einem Jahr auf Zanzibar als Chefredakteurin leite. Sie gibt Euch auch einen guten Überblick über die aktuelle Situation dort. Unter folgendem Link kommt Ihr zum Download:
Fumba Times_Issue_04_June-Aug 2020
Ist Sansibar also urlaubsreif oder nicht?
Zanzibar-Reisen: Pro…
+ Die Hotels haben sich auf die neue Situation gut eingestellt. Vor allem kleinere, inhabergeführte Schmuckstücke haben nach fast drei Monaten Corona-Pause gute Sicherheitskonzepte und Hygienemaßnahmen aufgestellt, Mitarbeiter trainiert – und bieten die Individualität und den Platz, den man jetzt beim Reisen haben will. Und natürlich brauchen sie Gäste jetzt dringender als je. Hier einige Empfehlungen, alle von mir getestet – schaut sie Euch online an, da bekommt Ihr einen guten Eindruck. Bei fast allen gibt es gute Deals!
- Mnarani: Schönes Leuchtturm Hotel in Nungwi
- Sharazad: Boutiquehotel einer Italienerin
- Emerson: Historisches Flair in der Stadt
- Blue Oyster: gemütliches Familienhotel am Strand unter deutscher Leitung
- B4: Beachclub, Elektro-Musik und Bungalows
- Jambiani Villas: Tolle Villen für Familien
- New Teddy’s place: Budget für backpacker
- Zuri: exquisites Luxushotel mit viel Platz in tollen Tropenbungalows
+ Die Strände sind leer! Ein RIESENVORTEIL: Die Strände und die tolle Altstadt (und auch die Löwen auf Safari) habt Ihr derzeit wahrscheinlich weitgehend für Euch selbst. Zanzibars Strände sind ohnehin an vielen Stellen so einsam, dass social distancing die Norm und nicht die Ausnahme ist. Wirtschaftlich trifft dies viele auf Zanzibar natürlich schwer – ein wie an anderen Urlaubsorten schwer zu lösender Zielkonflikt. Der Archipel lebt zunehmend vom Tourismus, der rund 80 Prozent der Devisen einbringt. Ich persönlich hoffe , dass Corona als gesellschaftliches Brennglas ein „Wake-up call“ auch für den Tourismus sein wird, wieder sanftere Wege zu gehen. Insofern würde ich als Reisende jetzt auf jeden Fall kleinere Hotels unterstützen.
+ Airlines, die wieder fliegen:
- Ab 1. August Turkish Airlines – Riesenvorteil: Direkt aus vielen deutschen Städten bis Istanbul, von dort nach Dar und Zanzibar
- Qatar Airways über Doha – gute moderne, wohlgerüstete Airline
- Ethiopian Airlines – der Afrika-Experte, auch gut
- Gute Angebote für Flüge und Safaris vor Ort: Rickshawtravels.com in Dar
- in Deutschland: Der auf Afrikareisen spzeialisierte kleine und sehr persönlich geführte Reiseveranstalter Akwaba Afrika Reisen in Leipzig
… und Contra:
– Intransparenz: Nichts genaues weiß man nicht, so könnte man das Handling der Corona-Krise auf Zanzibar und in Tanzania bezeichnen. Seit Ende April wurden keine Fallzahlen mehr veröffentlich und das Testen nach 509 Fällen kurzweg eingestellt. Die ist ungefähr die Zahl an Fällen, die das Nachbarland Kenya seitdem täglich registriert. Heute ( 12.August) verzeichnet Kenya fast 30.000 Infizierte nach rund 350.000 Tests – und unter 300 Todesfälle. Keine schlechte Bilanz. In Tansania hingegen erklärte der Präsident das Land „nach Gebeten für corona-frei“. Vielleicht ändert ja die Regierung ihre Politik wieder – es wäre zu hoffen und eigentlich auch vernünftig: Denn Afrika hat in der Pandemie bisher besser abgeschnitten, als viele Experten vorausssagten. Der gesamte Kontinent mit 54 Ländern vermeldete (Stand 12. August 2020) rund eine Million Inizierte, was wenig ist für über eine Milliarde Einwohner. Nur Südafrika, das die Hälfte aller Infizierten aufweist, ist von der Pandemie erheblich getroffen. Uganda etwa, Heimat der Berggorillas, hat bisher vier Corona-Tote. Auch die weitaus jüngere Bevölkerungstruktur dürfte ein Grund sein für den ingsesamt langsameren Verlauf der Pandemie sein: In Tanzania sind nur 6,9 Prozent der Bevölkerung über 54 Jahre alt, in Europa über 30 Prozent. Das Durchschnittsalter der Afrikaner ist ganze 19 Jahre!
– Lange Flüge: Langstreckenflüge jedoch sind ein Risiko, sagen Experten wie der Hamburger Prof Dieter Scholz. Die Luftqualität in der Kabine sei „trotz Filtern nicht wie in einem OP-Saal“, wie manche Airlines behaupten. Mir kam es (siehe oben) auch seltsam und mulmig vor, monatelang auf Abstand gesetzt zu haben und plötzlich in einer vollbesetzten Maschine zu hocken. Nur meinem Mann war ich den letzten sechs Monaten so nahe gekommen wie meinem Sitznachbarn! Die Flüge von Qatar Airways zum Beispiel sollen allerdings jetzt nicht mehr so voll sein wie meiner war; bei Turkish Airlines, die seit 1. August wieder nach Zanzibar fliegen, erwarte ich eigentlich nichts anders. Man wird es sehen und ausprobieren müssen.
Fazit? Das müsst Ihr selber ziehen!
Besteht die Gefahr einer Ansteckung ? Es kommt wohl auf das eigene Verhalten an. Die Hotels auf Zanzibar und an den Safari-Zielen in Tanzania sind meinem Eindruck nach gut gerüstet. Das Land ist groß, Touristen gibt es (noch) awenige. Im Zweifel ist es dort sicherer als an der Ostseeküste. Ob Ihr das Risiko eines Langstreckenflugs und den Faktor „Data darkness“ sowie mangelnder staatlicher Gesundheitsversorgung für den Reiz eines abgeschiedenen, erholsamen Aufenthalts weit weg von allem eingehen wollt – müsst Ihr selbst entscheiden. Eins steht fest: Die Menschen in Tanzania freuen sich wieder über Besucher.
Meine Empfehlung:
- Wenn schon Fernreise, dann so lange wie möglich reisen.
- Lieber länger, dafür weniger häufig.
- Kleine, individuelle Hotels wählen und unterstützen.
- Bei der Rückkehr 2 Wochen häusliche Quarantäne einkalkulieren und sie mit Chance verkürzen, indem Ihr Euch nach Rückkehr testen lasst. Nach negativem Ergebnis konnte die Quarantäne bei mir beendet werden.
- Empfohlener Test: ca 5 Tage nach Rückkehr, um den Flug mit abzudecken. Fragt Euren Hausarzt.